KGV POST & TELEGRAFEN e.V. Dresden 1917

                  

Chronik unseres Vereines

 

1. Mitgliederversammlung der Feldpächter 

 

des Vereins der Post und Telegraphen-Unterbeamten Dresden

 

Der Vors. Herr Postschaffner Uschner eröffnet 8.00 Uhr die Versammlung und begrüßt die zahlreich erschienenen aufs herzlichste. Zur Tagesordnung übergehend bittet der Vors. die Herrn Kollegen Die Feldmiete an den Herrn Ritscher, Kassierer abzuliefern. Die Miete für 200m² beträgt 16 Mark und 50 Pfennige, einschließlich der Sicherheit welche beim Ministerium niedergelegt werden muss. Im Weiteren gibt der Vors. bekannt das von vielen Seiten der Herren Mitglieder der Wunsch geäußert worden ist, Wasseranschlüsse in der Kolonie legen zu lassen, es werden gegen 200m Rohr gebraucht und würde der Anschluss gegen 500 Mark kosten. Kollegen Uschner teilt aber gleichzeitig zur Beruhigung mit, das wir eventuell zum Besten der Kolonie einen Theaterabend veranstalten können, vorausgesetzt das sich jeder der Herrn Kollegen beim Verkauf der Karten beteiligt. Kollegen Stöcker und Kollegen Röschke befürworten dieses aufs eifrigste und stellt Kollegen Stöcker den Antrag, das Wasser gelegt werden soll, was das wichtigste für den Gemüseanbau ist. Der Vorstand lässt über den Antrag abstimmen, was einstimmige Annahme findet. Zur Wassermiete werden nur diejenigen Mitglieder herangezogen, welche das Wasser auch nutzen. Damit die Mitglieder das Wasser nicht zu weit tragen brauchen wird beschlossen, drei Wasserbottiche hinzustellen, was eine Ausgabe von gegen 200 Mark verursachen dürfte. Die Versammlung ist einstimmig dafür, das die Ausschachtungsarbeiten von Seiten der Herren Mitglieder Vorgenommen werden soll.

 

Zur Erklärung: Entsprechend einer Weisung des Postministeriums bestand bereits seit 1885 in jeder Oberpostdirektion (OPD) ein Gartenverein der Beamten, der später den Namensgeber für unseren Verein der „Unterbeamten" abgab.

 

Wir notierten für Sie folgende Auszüge aus den Protokollen der Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen:

21.08.1917:

Mit der königlichen Gartenbauverwaltung wurde Rücksprache zwecks Überlassung eines großen Geländes zum Kartoffelanbau geführt.

 16.04.1918:

Unterzeichnung des Pachtvertrages, der vom 1. Oktober 1917 bis zum. 30. September 1922 läuft.

21.08.1920:

Änderung des Namens von. „Feldpächter" in „Gartenkolonie Des Vereins Post und Telegraphen - Beamten 1885 in Dresden".

31.05.1925:

Einweihung des Vereinshauses und Fahnenweihe in den Sächsischen Landesfarben, von den Damen des Vereins gestiftet.

Für unrechtmäßige Sandentnahme erhielt ein Gartenfreund 3.50 Mark Strafe.

26.04.1926:

Der Gartenkolonie wird die Gemeinnützigkeit zuerkannt.Es werden 52 Tische und Stühle angeschafft. Es gibt Kantinenbewirtschaftung.

1927:

Gemeinsam mit dem Nachbarverein „Drescherhäuser" werden regelmäßig Spiele für Kinder durchgeführt. Die Säuberung der Wege findet jeden Monat vom 1.-5. statt.

Es beginnen regelmäßige Zusammentreffen bei Schlacht-, Sommer- und Kinderfesten, beim Vogelschießen und bei Familienabenden zwecks näheren Kennenlernens.

1929:

Erstmalig erhalten die Pfleglinge des „Krüppelheimes Lötbau" Gartenerzeugnisse, worüber sich diese sehr freuen.

1930:

Nach einer Gartenbegehung durch den Präsidenten der OPD, der die gut gepflegten Gärten und Wege lobt, übergibt diese zum ersten Mal eine finanzielle Hilfe an den Verein.

1931:

Auf Vorschlag des Vorstandes wird ein Verbot politischer Tätigkeit im Komplex des Gartenvereins beschlossen.. Als Flaggen sind erlaubt: Schreberfahne (grün, weiß, gold), Reichs-, Staats- und Stadtfarben.

1932:

Bau der Wasserleitung und eines Stacheldrahtzaunes an der äußeren Begrenzung zur Verhinderung von Diebstählen. Infolge von Geldknappheit fallen Sommer- und Kinderfest aus.

1933:

Neuwahlen des Vorstandes. Alle „geloben dem Führer Treue und versichern im nationalen Sinn mitzuarbeiten". Weihe der Hakenkreuzfahne.

In diesen Jahren gibt es öfters Versammlungen entsprechend der Umstellung der Organisation des Kleingartenwesens und damit verbundener neuer Vorschriften.

1937:

20-Jahr-Feier mit Vertretern der OPD und geselligem Beisammensein. Im Festgedicht gab es für fast alle Vereinsmitglieder eine Strophe.

Bei den jährlichen Besuchen durch die OPD soll die Frau des Präsidenten einmal so viele Blumen und Früchte erhalten haben, dass der Herr Präsident den Dienstwagen zum Transport bestellen musste.

1939:

In der Kriegszeit fallen die Veranstaltungen wie Feste und Damenabende weg. Die Erfüllung der Aufrufe zur Ertragssteigerung wird von starkem Frost und niedrigen Ernten beeinträchtigt.

1941:

Bisher schlechtestes Erntejahr durch starke Nässe.

1942:

Ähnlich fallen die Erträge in diesem Jahr durch den sehr trockenen Sommer aus. Gegen zunehmende Obst- und Gemüsediebstähle werden Nachtwachen nötig.

1943:

Gartenbauliche Vorträge und ein Schulungsabend für Frauen zum Thema „Zeitgemäße Küche" sind gut besucht. Obst- und Gemüsespenden gehen erstmals an ein Lazarett in der Markgraf-Heinrich Straße.

Saatgutzuteilungen erfolgen nicht immer pünktlich.

1945:

Mehrere Kriegsopfer sind vor allem unter den Söhnen der Gartenfreunde zu beklagen. Infolge der Luftangriffe auf Dresden kam das gesamte Vereinsleben zum Erliegen. Drei Gartenfreunde und deren Familien verloren am 13. Februar, beziehungsweise am 17. April 1945 ihr Leben.

Nach der Kapitulation und die Beendigung des 2. Weltkrieges bildete sich ein antifaschistischer Ausschuss, der die Geschicke des Vereins weiterführte. Er beschloss zwei PG'S der NSDAP sofort aus dem Verein zu entfernen.

1946:

Am 1. Januar erfolgte die Bildung des Kleingartenamtes. Die Vereine heißen jetzt „Gruppen", also wir „Kleingartengruppe Post und Telegrafen".

In den 50er Jahren

beschäftigten sich Vorstand und Mitgliederversammlungen oft mit politischen Fragen, zum Beispiel unter der Losung „Jeder Kleingärtner und Siedler - ein aktiver Kämpfer für Frieden" mit der aktiven Vorbereitung von Wahlen und mit Aktivitäten der Nationalen Front für die Einheit Deutschlands.

1952:

Die Kartoffelkäferplage stand im Vordergrund und das Absammeln der Käfer wurde mit 3Pfennig/Stück bis Ende Mai, 2Pf, bis 10. Juni und 1 Pf/St bis 20 Juni belohnt.

Im Oktober 1952

wurde der „Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter" als Massenorganisation gegründet und damit einer zentralen Leitung unterstellt. Probleme in der Sparte waren vor allen Dingen die Pachtzahlung, die Erbringung von 6 Arbeitsstunden je Mitglied für die Gemeinschaftsvorhaben des Vereins. Angebaute Tabakpflanzen wurden versteuert.

1957:

Für die Sparte wurden Nistkästen gekauft. Der durch einen Verkehrsunfall am Emerich-Ambros-Ufer demolierte Zaun wurde erneuert.

Sommerfest und Heimabend verliefen erfolgreich.

1959:

10 Jahre DDR. Aus diesem Grunde wurden sechs Gartenfreunde ausgezeichnet.

1960:

Losung des Jahres: „Intensive Bewirtschaftung unseres Gartens bringt hohe Erträge und hilft unserem Staat Devisen zu sparen." Geerntetes Obst geht an dafür eingerichtete Sammelstellen.

Der Garten Nummer 1 wird Vereinsgarten.

1962:

Eine Vielzahl von Beschlüssen betreffen die individuelle Düngemittelbeschaffung, die Meldung der Ernteerträge, die Entfernung aller Süßkirschen- und Nussbäume aus den Gärten.

1967:

Die 50-Jahr-Feier der Gartensparte verläuft als Festveranstaltung mit Tanz im Spartenheim.

1970:

Der Umbau des Spartenheims nebst Küche wurde beschlossen und schrittweise umgesetzt. Spötter sprachen von einem „ Jubiläumsbau".

1973:

Feierliche Einweihung mit einem Familienfest.

1974:

Die Konzession zur Bewirtschaftung des Spartenheims wird erteilt. Für den Bau verrichtete jedes Mitglied 100 Stunden in der „Volkswirtschaftlichen Masseninitiative" (VMI und vier Jahre lang zahlt jedes Mitglied 8 Mark.

Das erste sparteneigene Kinderfest wurde ein großer Erfolg. Die Kinder gestalteten ihr eigenes Programm und gingen am Abend zum Fackelzug.

1975:

Einbruch ins Spartenheim - Schaden 50 Mark.

1976:

Die Wasserqualität lässt zu wünschen übrig und ist nicht für die Zubereitung von Speisen zu gebrauchen.

1978:

Das Vereinshaus kann für Familienfeiern genutzt werden. Der Obstverkauf wird genehmigt.

1979:

Die Vorbereitungen zur Erneuerung der Wasserleitungen bis an die Gartenzäune beginnen mit dem Kauf von Rohren für 6000 Mark. Jeder Pächter zahlt 200 Mark für eine Wasserleitung. Der Ruf nach Elektroleitungen wird immer lauter.

01.12.1979:

Die Jahreshauptversammlung zieht eine positive Bilanz bei der Neugestaltung von Gärten und bei der Steigerung der Ernteerträge gegenüber 1978 um 6%, wobei beim Obstverkauf ein Erlös von 600 Mark erzielt wurde.

1980:

Die Kreisdelegiertenkonferenz des VKSK beschließt die Ausnutzung jedes m2 Bodens für den Obst- und Gemüseanbau mit dem Ziel: 110 kg/ 100m²

1987:

70 Jahre" beging die Sparte mit einem kleinen Fest bei Grillen, Tanz und Unterhaltung.

1988:

Kleingewächshäuser und Folienzelte sollen die Frühgemüseversorgung mit verbessern helfen.

1989:

Die Sparte erhält als Auszeichnung für gute Leistungen die Urkunden des „Pressefestes der SZ", des „Stadtbezirks­festes" und wird „Hervorragendes Spartenkollektiv des VKSK". Es erfolgt die Neuanschaffung von Stühlen und einer Doppelspüle für die Küche.

"Wir sind das Volk", die friedliche Revolution in der DDR wirkte sich auch in unserer Kleingartensparte aus. Für den Vorstand begann die Zeit des Studiums von Gesetzblättern, z.B.. vom Gesetzblatt Teil 1, Nr.. 10 des „Einigungsvertrages" und in besonderer Weise des nun in allen Ländern geltenden „Bundesgartengesetzes der BRD":

16.06.1990:

Gründungsversammlung des Kleingärtnervereins mit unserem Namen „Post und Telegrafen e.V..", da er so seit 1917 genannt wurde.

Das Kreisgericht registrierte dies am 20. September 1990.

1993:

Die Marktwirtschaft fasste Fuß mit allen Vor- und Nachteilen. Es wurde in viele Lauben eingebrochen und die Diebstähle betrafen vor allem Heimelektronik, Werkzeuge und alles, was sich noch gut verkaufen lässt.

1995:

Bei der neuen Satzung lösten doch einige Punkte Befremden und Verblüffung aus, den entsprechend dem Bundesgartengesetz ist das Wohnen und Übernachten in den Lauben nicht gestattet und Fernsehen nicht geduldet (GEZ). Ein Drittel des Pachtlandes soll den Obst- und Gemüseanbau, ein Drittel kann Wege, Sitzecke, Laube und ein Drittel der Rasen umfassen. Wird diese Nutzung für den Anbau nicht gesichert, kann dem Verein die „Gemeinnützigkeit" mit der staatlichen Förderung bei niedriger Pacht versagt werden. Die Außenfassade des Vereinshauses wird renoviert.

1996:

Gartenbegehung mit Vertretern des Grünflächenamtes der Stadt Dresden zur Bestätigung der Gemeinnützigkeit ist erfolgreich.

1999:

Seitdem finden wieder schöne „Gartenfeste", Kinderfeste und Seniorenweihnachtsfeiern statt. Bestehende Lauben werden verschönert, Fertigteillauben aufgestellt.

2002:

Der Vandalismus von außen gegen Gärten richtet sich vor allen Dingen gegen die Einrichtungen von Spiegeln für das Fernsehen.

Das Gartenfest „Unter dem Nussbaum" wurde vom Jahrhunderthochwasser überschattet, denn es betraf Gartenfreunde zu Hause selbst oder andere waren als Helfer im Katastropheneinsatz.

2005/2006:

Entsprechend eines amtlichen statischen Gutachtens musste das Vereinshaus grundlegend rekonstruiert und renoviert werden um die weitere Nutzung zu gewährleisten.

Heute können wir mit Freude feststellen: Unser Verein funktioniert, noch vor Jahren vorherrschende Überalterung erhält durch zahlreiche Neuübernahmen von Gärten junges Blut", mit dem auch die Funktionen im Vorstand oder bei den Spezialisten für Wasser-, Elektroleitungen und Schuppenordnung besetzt werden können. Einige Gärten übernahmen auch Gartenfreunde aus den Gebieten der ehemaligen UdSSR, die viel Fleiß einsetzen und sich gut bei uns einlebten.

Wir ehren Mitglieder, die bis heute am längsten ihren Platz im Verein ausfüllen. Das sind unsere Gartenfreunde

 

Siebenwirth, Hannelore seit 01.04.1962

Müller, Volkmar und Frau seit  01.10.1964

Trompler, Klaus seit 01.10.1966

Grummt, Bärbel seit Jan. 1967

Kretzschmar, Werner und Brigitte seit Jan. 1967

Ehrentraut, Ursula seit 01.04.1967